So, 03. November 2019
Gustav Deutsch, 1952 – 2019
In tiefer Trauer geben das Österreichische Filmmuseum und sixpackfilm, im Namen von Hanna Schimek, Gustav Deutschs Partnerin in Kunst und Leben, das plötzliche Ableben unseres geschätzten und geliebten Freundes Gustav Deutsch bekannt. Gustav Deutsch verstarb am 2. November nach kurzer, schwerer Krankheit.
Mit dem Tod von Gustav Deutsch verlieren wir einen herausragenden Künstler, dessen Werk beständig die Grenzen zwischen den Sparten überwand. In Wien geboren und aufgewachsen, studierte Deutsch zunächst Architektur. Ab den späten 1970er Jahren arbeitete er mit Video und setzte sein Interesse am experimentellen Dokumentarfilm und partizipativer, künstlerischer Arbeit als Mitglied der Medienwerkstatt Wien um.
Ein wichtiger Punkt seiner gemeinsamen Arbeit mit Hanna Schimek war die künstlerische Forschung, in deren Rahmen sie von 1986 bis unmittelbar vor seinem Tod interdisziplinäre Projekte im In- und Ausland umsetzten.
Die Arbeit mit "Found Footage" – gefundenem, geborgenem, aus seinem ursprünglichen Kontext entwendeten Filmmaterial – war zentral für Gustav Deutschs Schaffen. Mit der Trilogie FILM IST., welche sich mit der Phänomenologie des Mediums Films auseinandersetzte, erlangte er internationale Bekanntheit. Sein Werk wurde vielfach prämiert, u.a. erhielt er 1999 den Österreichischen Würdigungspreis für Filmkunst. Für das Szenenbild seines Langfilmes Shirley – Visionen der Realität, der auf der Berlinale 2013 Premiere feierte, wurden er und Hanna Schimek mit dem Österreichischen Filmpreis 2014 ausgezeichnet.
Mit seinem letzten großen Film So leben wir. Botschaften an die Familie (2017) holte er die Schönheit von Amateurfilmen ins Licht der großen Leinwand. Seine Qualitäten als wunderbarer Lehrer und Vermittler seiner Arbeitsweise mit Archivmaterial führten zu unzähligen Einladungen für Workshops, Retrospektiven und Masterclasses, zuletzt beim Thessaloniki Documentary Film Festival (2019), beim Jihlava International Documentary Film Festival (2018), beim Festival of New Cinema in Montreal (2017) beim Archivio Aperto Festival in Bologna (2017) oder beim Jeonju International Film Festival in Südkorea (2018).
Zuletzt arbeitete er mit Hanna Schimek und dem Österreichischen Filmmuseum an dem Vermittlungsprojekt am rand : die stadt, das sich dem privaten Blick auf Wien widmete. Den Abschluss dieses Projektes im November in der Wiener Großfeldsiedlung sollte Gustav Deutsch nicht mehr erleben.
Wir verlieren nicht nur einen großen Künstler, Weggefährten und Partner, der unseren Institutionen sein filmisches Werk zur Aufbewahrung und zum Vertrieb verantwortet hat. Gustav war uns Freund und Inspiration. Er stand für den Glauben daran, dass sich ästhetische Exzellenz mit dem kompromisslosen Bekenntnis zur sozialen Wirkung der Kunst vereinbaren lässt. Vor allem aber war er ein liebenswürdiger und großzügiger Mensch.
Wir werden Gustav Deutsch schmerzlich vermissen und unser tiefstes Beileid gilt seiner Gefährtin Hanna Schimek.
Wien, am 3. November 2019
Am 7. Dezember um 14.30 Uhr findet im Filmmuseum die Veranstaltung Film ist mehr als Film. Erinnerungen an Gustav Deutsch statt.
In Gustav we lose an outstanding artist whose work constantly transcended the boundaries between the disciplines. Born and raised in Vienna Gustav Deutsch studied architecture and from the late 1970s worked with video. His interest in experimental documentary film and participative artistic practice soon led to him becoming a member of the Medienwerkstatt Wien video collective.
In the 1980s his work with artist and lifelong companion Hanna Schimek commenced. Their artistic research projects, carried out across a variety of social, geographic and artistic domains, continued until just before Gustav’s death.
The work with "Found Footage" – found, recovered and re-contextualised archival and historic film material – was central to Gustav Deutsch's work. With the trilogy FILM IST, which dealt with the phenomenology of the medium film, he achieved international recognition. His work has received numerous awards, including the Austrian Award for Film Art in 1999. He and Hanna Schimek were awarded the Austrian Film Award 2014 for the set design of his feature film Shirley – Visions of Reality, which premiered at the Berlinale 2013.
In his last feature-length film How We Live – Messages to the Family (2017) he brought the beauty of amateur films onto the big screen. But Gustav was more than an artist: a wonderful and engaging teacher and mediator of his work with archive material he conducted countless workshops, and master classes. The excellence of his work led to numerous festival and cinematheque invitations, most recently the Thessaloniki Documentary Film Festival (2019), the Jihlava International Documentary Film Festival (2018), the Festival of New Cinema in Montreal (2017), the Archivio Aperto Festival in Bologna (2017) and the Jeonju International Film Festival in South Korea (2018).
Up until very recently Gustav and Hanna Schimek worked with the team of the Austrian Film Museum on an artistic outreach project in Vienna, am rand : die stadt (on the margins : the city), which focused on private films of Vienna’s suburbs. Gustav Deutsch was no longer to witness the completion of this project in mid-November.
We mourn the loss of a great artist, collaborator and partner who entrusted our institutions with the preservation and distribution of his filmic oeuvre. But even more than that we mourn the loss of a close friend. Gustav was an inspiration to us all: he firmly believed that aesthetic excellence can be reconciled with an uncompromising commitment to the social impact of art. Above all, he was a kind and generous human being.
We miss Gustav Deutsch painfully and our deepest condolences go to his companion in art and in life, Hanna Schimek.
November 3, 2019
If you would like to share your thoughts and memories of Gustav Deutsch, you can do so via Facebook, Twitter and Instagram or send your thoughts to kontakt@filmmuseum.at.
Mit dem Tod von Gustav Deutsch verlieren wir einen herausragenden Künstler, dessen Werk beständig die Grenzen zwischen den Sparten überwand. In Wien geboren und aufgewachsen, studierte Deutsch zunächst Architektur. Ab den späten 1970er Jahren arbeitete er mit Video und setzte sein Interesse am experimentellen Dokumentarfilm und partizipativer, künstlerischer Arbeit als Mitglied der Medienwerkstatt Wien um.
Ein wichtiger Punkt seiner gemeinsamen Arbeit mit Hanna Schimek war die künstlerische Forschung, in deren Rahmen sie von 1986 bis unmittelbar vor seinem Tod interdisziplinäre Projekte im In- und Ausland umsetzten.
Die Arbeit mit "Found Footage" – gefundenem, geborgenem, aus seinem ursprünglichen Kontext entwendeten Filmmaterial – war zentral für Gustav Deutschs Schaffen. Mit der Trilogie FILM IST., welche sich mit der Phänomenologie des Mediums Films auseinandersetzte, erlangte er internationale Bekanntheit. Sein Werk wurde vielfach prämiert, u.a. erhielt er 1999 den Österreichischen Würdigungspreis für Filmkunst. Für das Szenenbild seines Langfilmes Shirley – Visionen der Realität, der auf der Berlinale 2013 Premiere feierte, wurden er und Hanna Schimek mit dem Österreichischen Filmpreis 2014 ausgezeichnet.
Mit seinem letzten großen Film So leben wir. Botschaften an die Familie (2017) holte er die Schönheit von Amateurfilmen ins Licht der großen Leinwand. Seine Qualitäten als wunderbarer Lehrer und Vermittler seiner Arbeitsweise mit Archivmaterial führten zu unzähligen Einladungen für Workshops, Retrospektiven und Masterclasses, zuletzt beim Thessaloniki Documentary Film Festival (2019), beim Jihlava International Documentary Film Festival (2018), beim Festival of New Cinema in Montreal (2017) beim Archivio Aperto Festival in Bologna (2017) oder beim Jeonju International Film Festival in Südkorea (2018).
Zuletzt arbeitete er mit Hanna Schimek und dem Österreichischen Filmmuseum an dem Vermittlungsprojekt am rand : die stadt, das sich dem privaten Blick auf Wien widmete. Den Abschluss dieses Projektes im November in der Wiener Großfeldsiedlung sollte Gustav Deutsch nicht mehr erleben.
Wir verlieren nicht nur einen großen Künstler, Weggefährten und Partner, der unseren Institutionen sein filmisches Werk zur Aufbewahrung und zum Vertrieb verantwortet hat. Gustav war uns Freund und Inspiration. Er stand für den Glauben daran, dass sich ästhetische Exzellenz mit dem kompromisslosen Bekenntnis zur sozialen Wirkung der Kunst vereinbaren lässt. Vor allem aber war er ein liebenswürdiger und großzügiger Mensch.
Wir werden Gustav Deutsch schmerzlich vermissen und unser tiefstes Beileid gilt seiner Gefährtin Hanna Schimek.
Wien, am 3. November 2019
Am 7. Dezember um 14.30 Uhr findet im Filmmuseum die Veranstaltung Film ist mehr als Film. Erinnerungen an Gustav Deutsch statt.
Wenn Sie Ihre Gedanken und Ihre Erinnerungen an Gustav Deutsch mit uns und anderen teilen möchten, gibt es die Gelegenheit via Facebook, Twitter und Instagram oder schreiben Sie direkt an kontakt@filmmuseum.at. Auf unserer Seite www.filmmuseum.at/in_erinnerung_an_gustav_deutsch haben wir eine Seite eingerichtet, auf denen diese auch nachgelesen werden können.
Gustav Deutsch, 1952 – 2019
The Austrian Film Museum and sixpackfilm are deeply saddened by the death of our beloved friend and artistic collaborator Gustav Deutsch. Gustav passed away on 2 November after a short, grave illness.In Gustav we lose an outstanding artist whose work constantly transcended the boundaries between the disciplines. Born and raised in Vienna Gustav Deutsch studied architecture and from the late 1970s worked with video. His interest in experimental documentary film and participative artistic practice soon led to him becoming a member of the Medienwerkstatt Wien video collective.
In the 1980s his work with artist and lifelong companion Hanna Schimek commenced. Their artistic research projects, carried out across a variety of social, geographic and artistic domains, continued until just before Gustav’s death.
The work with "Found Footage" – found, recovered and re-contextualised archival and historic film material – was central to Gustav Deutsch's work. With the trilogy FILM IST, which dealt with the phenomenology of the medium film, he achieved international recognition. His work has received numerous awards, including the Austrian Award for Film Art in 1999. He and Hanna Schimek were awarded the Austrian Film Award 2014 for the set design of his feature film Shirley – Visions of Reality, which premiered at the Berlinale 2013.
In his last feature-length film How We Live – Messages to the Family (2017) he brought the beauty of amateur films onto the big screen. But Gustav was more than an artist: a wonderful and engaging teacher and mediator of his work with archive material he conducted countless workshops, and master classes. The excellence of his work led to numerous festival and cinematheque invitations, most recently the Thessaloniki Documentary Film Festival (2019), the Jihlava International Documentary Film Festival (2018), the Festival of New Cinema in Montreal (2017), the Archivio Aperto Festival in Bologna (2017) and the Jeonju International Film Festival in South Korea (2018).
Up until very recently Gustav and Hanna Schimek worked with the team of the Austrian Film Museum on an artistic outreach project in Vienna, am rand : die stadt (on the margins : the city), which focused on private films of Vienna’s suburbs. Gustav Deutsch was no longer to witness the completion of this project in mid-November.
We mourn the loss of a great artist, collaborator and partner who entrusted our institutions with the preservation and distribution of his filmic oeuvre. But even more than that we mourn the loss of a close friend. Gustav was an inspiration to us all: he firmly believed that aesthetic excellence can be reconciled with an uncompromising commitment to the social impact of art. Above all, he was a kind and generous human being.
We miss Gustav Deutsch painfully and our deepest condolences go to his companion in art and in life, Hanna Schimek.
November 3, 2019