Vermittlung
Seit seiner Gründung im Jahr 1964 widmet sich das Österreichische Filmmuseum in Wien der Vermittlung des Mediums Films. Film als Kunst und als Dokument sollten der Öffentlichkeit in einer Weise präsentiert werden, die die gesamte Tiefe und Breite des Mediums auslotet.
Grundlage der Vermittlung war dabei immer die Filmpräsentation: Kino als Ereignis, als adäquater Rahmen für die "Erstbegegnung" mit dem Medium Film, als einzigartiges Ensemble aus historischer Technologie, ästhetischem Dispositiv und sozialer Situation. Dafür ist das Filmmuseum im In- und Ausland anerkannt, und nach wie vor zählt der Anspruch des Hauses an die einem Museum angemessene Darstellung von Film zu einem viel beachteten Aspekt seiner Vermittlungsarbeit. In diesem Sinne sehen wir die monatlichen Retrospektiven (also unsere "Wechselausstellungen") als wesentlichen Teil unserer Filmvermittlung. Noch zentraler ist vor diesem Hintergrund die "Dauerausstellung" des Hauses, das Zyklische Programm Was ist Film, das – jeweils am Dienstag – das Medium "im Ganzen" betrachtet.
Der radikale (im Sinne von "an die Wurzeln gehend") Ansatz der Gründer des ÖFM, Peter Kubelka und Peter Konlechner, stellte Mitte der 1960er Jahre in Österreich für sich allein schon ein Novum dar: Film als "museales Objekt" deklariert in die Hochkultur einzuführen, und zugleich der sinnlichen Erfahrung des Mediums (bevorzugt avantgardistischen, unabhängigen Positionen) zentralen Stellenwert einzuräumen. Filmvermittlung aus Anschauung, Kino, das sich aus der Logik seines Mediums und Dispositivs selbst vermittelt.
"Vermittlung" wurde jedoch – dem vermeintlichen Purismus des ÖFM zum Trotz – schon damals breiter verstanden und meint jene Aktivitäten, die über die Filmpräsentation im Rahmen der Monatsprogramme hinausgehen bzw. diese Präsentationsform ergänzen und erweitern. Seit den 1960er Jahren hat das Haus auf vielfältige Weise kontextuelles Material zu den Themen Filmgeschichte und -ästhetik angeboten (Publikationen, Vorträge, KünstlerInnengespräche, Führungen durch die Sammlungen, etc.).
Seit 2002 wurden diese Aktivitäten schrittweise verstärkt, nehmen Kontextualisierung, die Übersetzung der Kinoerfahrung in den Bildungsbereich (Zusammenarbeit mit Universitätsinstituten, Schulprogramme, etc.) sowie publizistische und editorische Arbeit mit den Sammlungen einen immer bedeutsameren Stellenwert in der Arbeit des Museums ein.
Das Filmmuseum galt schon früh als eine "Schule des Sehens" (Die Zeit). Diese Schule beginnt nicht erst mit dem Eintritt ins Erwachsenenleben oder in eine Universität. Die Filmvermittlung im Österreichischen Filmmuseum, d.h. die kritische und spielerische Auseinandersetzung mit den Laufbildern unserer und vergangener Zeiten, soll früh an- und einsetzen. Umberto Eco: "A democratic civilization will save itself only if it makes the language of the image into a stimulus for critical reflection, not an invitation to hypnosis."
Die Vermittlungsveranstaltungen des Filmmuseums sind eine Einladung, die Wirkungen und Qualitäten der laufenden Bilder in all ihrer Vielfalt zu erleben und zu erforschen. Seit 1975 wurden zahlreiche dieser Veranstaltungen in Bild und Ton aufgezeichnet, seit 2004 gibt es Mitschnitte von sämtlichen Lectures, Publikumsgesprächen und Symposien, die im Haus stattgefunden haben.