Heimat ist ein Raum aus Zeit
Regie, Drehbuch: Thomas Heise; Kamera: Stefan Neuberger; Schnitt: Chris Wright. Deutschland/Österreich, 2019, DCP, sw, 218 min. Deutsch mit engl. UTEin Familienfilm, der vom Wilhelminischen Deutschland bis in die Gegenwart ragt. Eine Geschichtsstunde, gemacht aus den Ruinen und den Monumenten privater Leben. Eine Lektion in Montage, wo nichts Bebilderung und schon gar nichts beliebig ist. Thomas Heises neuer Film ist eine Chronik der eigenen Familie: vier Generationen, zwei zentrale Städte (Wien und Berlin), zwei Weltkriege, die Shoa, die DDR und der Mauerfall. Briefe und Dokumente aus privaten und öffentlichen Archiven, rezitiert von Heise aus dem Off; dazu historische Fotografien und Filmbilder von Orten der Gegenwart. Was ist das – ein "Raum aus Zeit"? Das Archiv an und für sich, als ein Ort, an dem Zeugnisse der Vergangenheit zum Sprechen und zueinander in Relation gebracht werden können? Und vielleicht ist auch das Kino selbst damit gemeint: als eine Art archäologische Praxis, in der "Material" (so der Titel von Heises vorhergehendem Archivfilm von 2011) gesichtet wird, sich zu Bildern des Vergangenen formt und wir im Voranschreiten durch die Zeit Zeuge werden, wie Geschichte geschrieben wird. Thomas Heises Film gibt keine Anleitung, wie wir beladene Begriffe wie "Heimat", "Raum" und "Zeit" zu verstehen haben. Kaum ein anderer Filmemacher der Gegenwart verhandelt das Verhältnis von Film und Geschichte, Archiv und Gegenwart, Bild und Ton mit dieser Souveränität. (M.L.)
In Anwesenheit von Thomas Heise
Mit freundlicher Genehmigung von Filmgarten Filmverleih