Anatomy of a Murder
Otto Preminger, US 1959Drehbuch: Wendell Mayes nach dem Roman von Robert Traver (i.e. John D. Voelker); Kamera: Sam Leavitt; Schnitt: Louis R. Loeffler; Musik: Duke Ellington; Darsteller*innen: James Stewart, Lee Remick, Ben Gazzara, Eve Arden, George C. Scott, John Qualen. 35mm, sw, 161 min. Englisch
Paul Biegler, Ex-Bezirksstaatsanwalt im Hinterland von Michigan, widmet sich hauptsächlich seinen Hobbys Fischfang und Jazz, bis ihn ein faszinierender Fall aus dem Vorruhestand lockt: Ein Armeeleutnant hat einen Barbesitzer ermordet, der angeblich seine flatterhafte Frau vergewaltigt hat. Doch der Hergang wird immer undurchsichtiger, je tiefer Biegler in den Fall eindringt. Film als Prozess. Nicht die klare "Anatomy of a Murder", die der Titel verspricht, sondern eine vielschichtige Studie zu Recht und Gerechtigkeit als comédie humaine: der Justizapparat im Wechselspiel mit den Eigeninteressen der Charaktere. Deren Stärken und Schwächen werden mit sprichwörtlich Preminger'scher Objektivität, durchgängig superbem Schauspiel und schwarzem Humor detailprall entfaltet, die Spannung wie selbstverständlich gegen die Formeln des Gerichtssaal-Films gesteigert. Statt Auflösung durch zweifelhafte Wahrheitsfindung: ein triumphaler, ja mitreißender Sieg der Mehrdeutigkeit. (C.H.)
Courtesy British Film Institute