Premiere:
"Aus einem nahen Land" (2015) von Manfred Neuwirth
5. März 2015
Manfred Neuwirth zählt zu den Allroundern unter Österreichs unabhängigen Filmschaffenden. Seit bald vierzig Jahren wechselt er zwischen allen Stilen, Genres und Formaten, vom klassischen Dokumentarfilm über aufwendige Installationen und experimentelle Videos bis zu Found-Footage-Bearbeitungen. Er ist Archivar, Fotograf und Tonsucher, dazu noch gefragter Kameramann, Editor und Produzent – und Mitbegründer der Medienwerkstatt Wien. Hier entstanden auch seine ersten (Gemeinschafts-)Arbeiten, gefolgt von zwei langen Dokumentarfilmen, Erinnerungen an ein verlorenes Land (1988) und Vom Leben Lieben Sterben (1993). International bekannt wurde er mit seiner [ma]-Trilogie (1988–1999) und mit Tibet Revisited (2005), die Einflüsse der Avantgarde und des Dokumentarischen auf sich vereinen, bildende Kunst und Kinoerlebnis.
Neuwirths jüngste Arbeit, die nun im Filmmuseum ihre Uraufführung erlebt, schreibt diese Reihe „struktureller Dokumentarfilme“ fort. Kritzendorf, eine kleine Gemeinde an der Donau nordwestlich von Wien, ist der Schauplatz des aus 24 sacht verlangsamten Einstellungen von je drei Minuten bestehenden (und von Christian Fennesz musikalisch ergänzten) Films. Familie Vitovec, die Nachbarn des Filmemachers, leben vom Weinbau. Aus einem nahen Land zeigt ihren Alltag, die Männer im Weinberg, die Frauen beim Binden der Erntedankkrone, und dazwischen Bilder, die unwirklich anmuten wie aus einem Science-Fiction-Film: Einmal taucht neben riesigen Heuballen auf einem Feld wie aus dem Nichts ein Traktor auf, ein andermal scheint im Hintergrund ein Schiff mitten durch die Landschaft zu schneiden. Aus einem nahen Land ist eine Einladung, diesen Mikrokosmos namens Heimat neu zu erkunden – eine beglückende Übung in Sehen und Hören und Konzentration. (M.O.)
Eine gemeinsame Veranstaltung mit SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien