The Missing Image
Installation von Ruth Beckermann
12. März – 10. November 2015
Mahnmal gegen Krieg und Faschismus, Albertinaplatz, 1010 Wien
Die Installation THE MISSING IMAGE bezieht sich auf die als Erinnerung an den Anschluss-Pogrom im März 1938 geschaffene Bronzefigur eines liegenden bärtigen Mannes mit einer Bürste in der Hand, die einen Straßenwaschenden Juden darstellen soll. Dieser Figur fügt Ruth Beckermann die fehlenden Bilder der lachenden Zuseher hinzu. Mit scharfer Lauge und Bürsten, manchmal auch mit Zahnbürsten, mussten Juden die Symbole und Parolen des Ständestaates vom Gehsteig waschen. Diese Aktionen wurden „Reibpartien“ genannt und waren eine Erfindung der Wiener Antisemiten.
Es sind bewegte Bilder der einzigen bisher bekannten Filmaufnahmen einer „Reibpartie“, die kürzlich im Österreichischen Filmmuseum gefunden wurden. Der fünf Sekunden kurze Clip wurde bearbeitet und geloopt. Er erzählt eine Wiener Geschichte: Eine Menge lachender Menschen sieht zu, wie zwei bürgerlich gekleidete junge Juden kniend das Pflaster reinigen. Ein SA-Mann hält den Besen in der Hand einer jungen jüdischen Frau in die Kamera. Die Zuseher haben „a Hetz“. Sie genießen das Machtgefühl, auf Menschen, die am Boden kriechen, herab sehen zu können.
Durch die Einschreibung der Filmszenen in das Mahnmal treffen nun drei Körper und drei unterschiedliche Materien aufeinander. Die Bronzefigur des Opfers, die in einer Zweikanal-Inszenierung auf LED-Screens projizierten Körper der historischen Täter und die realen Körper der Passanten, die sich jenen gegenüber sehen.
Zur Eröffnung am 12. März 2015 sprachen:
Andreas Mailath-Pokorny, Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
Ruth Beckermann, Künstlerin
Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen Filmmuseums
Sounds: Olga Neuwirth
Bildgestaltung: Klaus Pamminger
Die Installation ist von 12. März bis 10. November 2015 zu sehen.