Do, 02. März 2023

Peter Weibel, 1944 – 2023

Das Filmmuseum trauert um den Künstler und Medientheoretiker Peter Weibel, der am 1. März 2023 in Karlsruhe verstarb.
 
Im Filmmuseum präsent war Weibel seit dessen Gründung sowohl als scharfer Kritiker des Hauses und seiner Programmierung, als auch vor und auf unserer Leinwand. 1968 war er an der Organisation der skandalumwitterten Aktion "Kunst und Revolution" mit Günter Brus, Otto Mühl u.a. an der Uni Wien beteiligt – und kurz danach im Jänner 1969 war er unter den Aktivistinnen und Aktivisten, die das Filmmuseum besetzten und mehr Raum für die zeitgenössische (österreichische) Avantgarde und den Independentfilm forderten. Die Leinwand war ihm häufig sowieso zu eng: Die gemeinsamen Performances mit VALIE EXPORT, ob an der Hundeleine oder als Ansager für ihr "Tapp und Tastkino", erweiterten das Kino hinaus in den öffentlichen Raum.
 
In weiterer Folge führte ihn sein Weg als Künstler, Ausstellungskurator, Theoretiker und Universitätslehrer in die unterschiedlichsten Städte, von New York bis schließlich nach Karlsruhe ans ZKM. Hier schuf er nicht nur einen bedeutsamen Diskursraum für die Medientheorie und -kunst, sondern auch maßgebliche Ausstellungen über den Wandel des Films im Zeitalter des Digitalen wie "Future Cinemas" (2002). Als Professor für Medienkunst an der Angewandten in Wien inspirierte er maßgeblich Generationen von Theoretiker*innen, Film- und Medienkünstler*innen, Designer*innen und Kurator*innen.
 
Im Unsichtbaren Kino hat Peter Weibel regelmäßig Auftritte: Seit 1996, als Peter Kubelka das Zyklische Programm "Was ist Film" konzipierte, ist er im Programm 31 mit den Wiener Aktionisten verewigt. Auch in Birth of a Nation von Jonas Mekas (Programm 2) blitzt er auf: mit VALIE EXPORT auf den Straßen Londons. Ihre gemeinsamen Performances und Filme haben wir zuletzt 2021 präsentiert, nun folgt ein Auftritt – leider nun In memoriam – in Elfi Mikeschs und Monika Treuts Film Verführung: Die grausame Frau (1985) am 16. März.
 
Michael Loebenstein und das Team des Filmmuseums