Do, 25. Mai 2023

Kenneth Anger, 1927 – 2023

Das Österreichische Filmmuseum nimmt Abschied von einem weiteren bedeutenden Avantgarde-Filmemacher und Vertreter des New American Cinema: Kenneth Anger, geboren am 3. Februar 1927, verstarb am 11. Mai 2023 im Alter von 96 Jahren.

Als Autor (Hollywood Babylon) prägte er das Bild einer sündenhaften und exzessiven Traumfabrik, welches bis ins zeitgenössische Kino wirkt (Babylon). Seine Filme erweiterten die Grenzen der Filmkunst, waren maßgebliche Impulsgeber für Pop- und Rockmusik, und werden seit 1967 regelmäßig im Unsichtbaren Kino gezeigt, wo das New American Cinema von Anfang an eine besondere Rolle gespielt hat. Acht seiner Werke sind in vier unterschiedlichen Was ist Film-Programmen vertreten. In Memoriam zeigen wir zum Auftakt unseres Sommerprogrammes am 30. Juni drei Filme dieses "Magus" des Kinos.
 
Harry Tomicek schrieb über Angers Zauber: "Der Grund, weshalb er, Anger, filme, habe mit Film schlechthin nichts gemein, er sei bloß der durchsichtige Vorwand, 'Leute gefangen zu nehmen' und Zauber auf sie auszuüben. Fotografie raube die Seelen der Fotografierten, die Erfindung des Films sei ein 'black day of mankind'. Der wahre Filmemacher habe magus (= Anger) zu sein: Er verwandelt die gestohlene Erscheinung der gefilmten Person ins 'image of the astral body' und die Schwarze Magie zurück in Weise. Filmemachen sei Verhexung, die Ausformung eines Zauberspruchs. Inauguration of the Pleasure Dome, Lucifer Rising und Invocation of My Demon Brother versteht Anger als Rituale. In der sinnlichen Wahrnehmung der Filme zerfällt angesichts ihres Ernsts, ihrer Vehemenz, ihrer Intensität, ihrer präzisen Form und Schönheit und nicht zuletzt ihrer magischen Wirkung jede intellektuelle Distanz zu etwas Bleichem, wenig Bedeutendem." (Was ist Film, Programm 20)

>> Collection on Screen: In memoriam