Die Proklamierung der Republik Deutsch-Oesterreich

Res publica - Demokratie, Masse und Macht 1918-2000

Das Leichenbegängnis des Reichstagsabgeordneten Franz Schuhmeier (1913) s/w, ca. 5 min
Die Proklamierung der Republik „Deutsch-Österreich“ (1918) s/w, ca. 5 min
Ausrufung der Republik in Wien (1918) s/w, ca. 3 min
Der Brand des Justizpalastes in Wien (1927) s/w, ca. 14 min
Alexander Binder Österreich im Herbst 95 (1996/99) Farbe, 17 min
sowie Fragmente, Privat- und Wochenschaumaterial aus den 1920er-1980er Jahren

 

Demonstrationen, Kundgebungen, Aufmärsche: Massenmanifestationen stellen die repräsentative Demokratie in Frage, indem sie einen grundsätzlichen Dissens in der Gesellschaft sichtbar machen. Sie berufen sich auf eine Öffentlichkeit, die der institutionellen Politik vorausgeht und diese kontrolliert wie korrigiert. Der Film ist von seinen Anfängen an gebannt von den Momenten, in denen sich die Volks-Souveränität kundgibt. Nicht zuletzt deshalb, weil der Film selbst in der Erfassung der Bewegung von Körpern und Dingen seine Überlegenheit über andere Medien findet. Umgekehrt hängt die Wirksamkeit öffentlicher Kundgebungen in steigendem Maße von der Präsenz von Kameras ab.

 

Die in unterschiedlichen Varianten überlieferten Aufnahmen von der Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich am 12. November 1918 sind ein markantes Beispiel für die noch rohe wechselseitige Affizierung von Massenmanifestationen und Film, die bald von einer sorgfältigen Inszenierung von Massenaufmärschen als Mittel der Propaganda überformt wird. Unter spätmodernen Bedingungen kehrt der Film allerdings sein kritisch-reflexives Vermögen hervor: Die autonome Videoproduktion seit den 1980er Jahren konzentriert sich nicht mehr bloß auf das Spektakuläre von Massenmanifestationen, sondern versteht sich als Plattform für die politische Vielstimmigkeit der vorparlamentarischen Öffentlichkeit.

 

 

Das Filmprogramm präsentiert strukturelle Merkmale, die Dramaturgie und die filmischen Darstellungsformen öffentlicher Kundgebungen zwischen 1918 und 2000, von der Proklamierung der Republik bis zu Videodokumentationen der Protestkundgebungen im Februar 2000. Es erschließt das spezifische Verhältnis von Masse, Stadtraum, Politik und Film. (Michael Loebenstein, Siegfried Mattl)

 

 

Gäste: Elisabeth Büttner (Institut für Theater,- Film,- und Medienwissenschaft, Universität Wien), Christian Dewald (Wissenschaftlicher Leiter des Filmarchiv Austria), Wolfgang Kos (Direktor des Wien Museum) u.a.

 

Filmdokumente zur Zeitgeschichte ist eine Veranstaltung des Filmmuseums und des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Geschichte und Gesellschaft, Wien, in Kooperation mit der Universität Wien und wird aus Mitteln des Zukunftsfonds der Republik Österreich gefördert. In Zusammenarbeit mit der Medienwerkstatt Wien.

 

Ermäßigte Tickets (2,50 €) für Studierende mit Mitgliedschaft 

 

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