Heynowski & Scheumann
30. Jänner bis 6. Februar 2013
Walter Heynowski, Jahrgang 1927, und Gerhard Scheumann (1930–98) gehören zu den bekanntesten wie umstrittensten Dokumentaristen der DDR. Sicher ist: Ihr Schaffen war weltweit sichtbar und wurde Block- bzw. Bündnis-übergreifend ausgezeichnet. Selbst wenn man im Widerspruch stand zu den Meinungen und Thesen, die sie in ihren Filmen artikulierten, und auch wenn ihre ästhetischen Strategien viele Fragen aufwarfen – an der gestalterischen Virtuosität der bekennenden Vertovianer zweifelte niemand. Ein wirklichkeitsverdichtendes Kino von vergleichbar formaler Brillanz und ideologischem Furor realisierte damals nur noch Santiago Álvarez.
Heynowski und Scheumann – das „Studio H & S“ – waren eine Ausnahmeerscheinung innerhalb der DDR-Medienwelt: ein (im Prinzip) unabhängiger Produktionskontext mit fixem Mitarbeiterstab, privilegiert und exponiert zugleich. Dazu gehörte, dass „H und S“ und viele ihrer Mitarbeiter relativ frei reisen konnten. Für ihre Arbeit war dies notwendig, denn sie propagierten in vielen Werken die außenpolitische Position der DDR: Sie attackierten die verbrecherischen Methoden der US-Streitkräfte und Geheimdienste in Vietnam und verfolgten die Langzeitwirkungen des Krieges, sie decouvrierten die Grausamkeit westdeutscher Söldner im kolonialen Afrika, feierten den Widerstand der chilenischen Bevölkerung gegen die Militärjunta und dokumentierten den Völkermord der Khmer Rouge, begangen im Namen jener Idee, der auch sie sich verschrieben hatten: des Kommunismus. Filmemachen bedeutete für Heynowski und Scheumann: mit Bildern, Worten, Tönen kämpfen für und wider Ideen. Die Probleme der DDR waren ihnen bewusst, und sie versuchten diese – oft polemisch – zu beheben; gleichwohl hatten sie ihre Hoffnungen in diesen Staat gesetzt. Sein Ende war gleichbedeutend mit dem Abbruch ihrer filmischen Arbeit.
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