Terzen, 1998, Ute Aurand

In person:

Ute Aurand

6. und 7. März 2013
  
„Lichtgedichte“, so beschrieb Ute Aurand einmal die Werke jener Filmemacher, die ihr entscheidende Inspirationen gaben – und sie hat damit auch den schönsten ­Begriff für ihr eigenes Schaffen gefunden. So wie die Arbeiten von Robert Beavers, Jonas Mekas, Margaret Tait oder Marie Menken sind Aurands Werke auf der Suche nach jener fragilen Form von Dichtung, die das Medium 16mm-Film in besonderer Weise ermöglicht.
 
Nicht zufällig steht am Beginn des frühen Werks Oh! Die 4 Jahreszeiten jenes schon klassische Zitat von Jonas Mekas, wonach die Improvisation die höchste Form der Konzentration, der Bewusstheit, des intuitiven Wissens sei – ein Vektor, der direkt in die Tiefen der Materie führt. Bereits in Aurands ersten Filmen, denen man das Geplante, Gestellte durchaus noch anmerkt, ist im Umgang mit der Kamera (als filmender und oft auch schon montierender Apparatur) viel von jener Unmittelbarkeit spürbar, die im weiteren Verlauf ihrer Arbeit immer stärker an Präsenz gewinnt.
 
Ob Aufzeichnungen des eigenen Lebens, Porträts von Menschen, die ihr nahestehen (Patenkinder, Eltern, Künstlerfreundinnen), oder „filmarchitektonische“ Darstellungen von Orten in Entstehung (hier zwei Museen) – Aurands Filme sind stets improvisierte Zeitminiaturen, zusammengefügt aus Bildern, die über Tage, Monate, Jahre eingefangen wurden. Trotz des Elements der Dauer verfallen die Filme keiner befriedenden „Dramaturgie“ und geben statt­dessen den Gesten und Erscheinungen des Augenblicks Raum. Sie sind zuallererst der reine Atem des Kinos: Vergegenwärtigung. Die Vergangenheit(en) des Gefilmten und die Präsenz eines enorm ­aufmerksamen Kameraauges fallen in der Projektion, in unserem Blick zusammen.
 
Das Filmmuseum würdigt die 1957 in Frankfurt am Main geborene Künstlerin mit zwei Überblicksprogrammen aus ihrem rund 30-jährigen Schaffen. Ute Aurand wird jeweils für Publikumsgespräche zur Verfügung stehen.
Zusätzliche Materialien