[Liberation of Dachau] © Library of Congress

Visual History of the Holocaust

Rethinking Curation in the Digital Age


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Was bedeutet es, filmisches und anderes Kulturgut von höchster geschichtlicher Brisanz digital zu kuratieren? Der Holocaust ist ein zentraler Bezugspunkt europäischer Geschichte und eine Art "negativer Gründungsmythos" der Europäischen Integration. Die Frage nach seinen bisherigen Darstellungen und seiner Darstellbarkeit stellt sich im digitalen Zeitalter nochmals neu. Ein Konsortium aus 12 österreichischen, deutschen, israelischen und französischen Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten und Technologieentwicklern hat dazu von Jänner 2019 bis März 2023 gemeinsam mit amerikanischen Partnern beispielgebende Konzepte und Anwendungen entwickelt.
 
Im Projekt "Visual History of the Holocaust: Rethinking Curation in the Digital Age", das vom Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (Ludwig Boltzmann Gesellschaft) in enger Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum koordiniert wurde, ging es um die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Technologien bei der Bewahrung, Erschließung und Vermittlung von Dokumenten zum Holocaust.
 
Im Zentrum des Projekts standen die raren filmischen Dokumente, die von alliierten Streitkräften in befreiten Konzentrationslagern sowie an anderen Stätten nationalsozialistischer Verbrechen angefertigt wurden. Obwohl sie nur einen bestimmten Aspekt des Holocaust zeigen, haben sie die leere Stelle der fehlenden Bilder besetzt und die Vorstellung vom Holocaust nachhaltig geprägt. Diese auf Archive in den USA, Großbritannien, Russland und andere frühere Sowjetrepubliken verstreuten Filmdokumente wurden erstmals zentral zusammengeführt, nach neuesten Kriterien digitalisiert, analysiert und erschlossen. Auf der Rechercheplattform des Projekts (VHH-MMSI) sind sie mit Fotografien, Schriftdokumenten, Oral History Interviews mit Überlebenden, Kameraleuten und anderen Zeugen, aber auch mit später produzierten filmischen Werken zu verknüpft.
 
Bei der Arbeit mit den Filmen kamen verschiedenste digitale Technologien zum Einsatz, darunter avancierte Digitalisierung, automatische Bild- und Textanalyse, zeitbasierte Annotation und standortbezogene Dienste. Ein Ziel ist die Herstellung neuer Sinnzusammenhänge für die Forschung in Fachgebieten wie Geschichte, Film- und Medienwissenschaft, Cultural Studies und Computerwissenschaft. Darüber hinaus werden neuartige Vermittlungsanwendungen für Gedenkstätten, Museen und Bildungseinrichtungen erprobt. Mehrere Gedenkstätten waren als Partner direkt am Konsortium beteiligt: die KZ-Gedenkstätte Dachau, die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und die Gedenkstätte Bergen-Belsen.
 
Projektkonsortium
Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (Ludwig Boltzmann Gesellschaft) (AT), Austrian Film Museum (AT), TU Wien (AT), Justus Liebig University Giessen (DE), The Hebrew University of Jerusalem (IL), University of Bremen (DE), Center for Russian, Central European and Caucasian Studies (Centre National de la Recherche Scientifique) (FR), Dachau Concentration Camp Memorial Site (Stiftung Bayerische Gedenkstätten) (DE), Bergen-Belsen Memorial (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) (DE), Mauthausen Memorial (AT), Deutsches Filminstitut & Filmmuseum (DE), max.recall information systems GmbH (AT)
 
Assoziierte Partner
National Archives and Records Administration (USA), United States Holocaust Memorial Museum (USA), Fritz Bauer Institut (DE)

Projektlaufzeit
Jänner 2019 bis März 2023

Förderung
Das Projekt "Visual History of the Holocaust: Rethinking Curation in the Digital Age" wurde im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 als Innovation Action mit rund 5 Mio. Euro gefördert. Es wurde aus 37 Anträgen erstgereiht.
 

European Union
This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No. 822670.
Ansprechpartner
Projektkoordinator: Dr. Ingo Zechner
Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (Ludwig Boltzmann Gesellschaft)


Stv. Projektkoordinator: Michael Loebenstein
Österreichisches Filmmuseum