Zur Entstehung von F. W. Murnaus Tabu (1931)
Edition der Outtakes
>>> Projekt-Website/Online Edition
Der Spielfilm Tabu – A Story of the South Seas aus dem Jahr 1931 ist der letzte Film von Friedrich Wilhelm Murnau (1888–1931), dem "größten Filmregisseur, den die Deutschen gehabt haben" (Lotte Eisner). Gedreht an Originalschauplätzen in der Südsee, präsentiert Tabu die Geschichte eines Liebespaares auf der ausweglosen Flucht vor den Zwängen der Tradition.
Schon zur Zeit seiner Entstehung existierte der Film in zwei unterschiedlichen Fassungen – der von Murnau montierten "Pre-Paramount"-Fassung, die nicht in den Verleih kam, und der definitiven Paramount-Verleihfassung. Im Lauf der Jahre wurde der Film mehrmals bearbeitet und in weiteren Versionen überliefert. Das Originalnegativ des Films gilt als verschollen, vorhanden sind jedoch ca. 15.000 Meter Originalnegativ-Material alternativer bzw. nicht verwendeter Aufnahmen (sogenannte Outtakes), die sich seit den 1970er Jahren in der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums befinden.
Aufgrund dieser einzigartigen Überlieferungslage ist der Film ein besonders aufschlussreiches Fallbeispiel für die Sicherung audiovisuellen Kulturguts. Das KUR-Programm zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut ermöglichte es der Deutschen Kinemathek in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum, die ungeordneten und vom Zerfall bedrohten Nitrofilm-Materialien durch Umkopierung zu sichern, wissenschaftlich zu editieren und in digitaler Form zu publizieren. Die Umkopierung und Digitalisierung der Filmmaterialien wurde vom Kopierwerk L'Immagine Ritrovata in Bologna durchgeführt.
Im Nachlass F. W. Murnaus, den die Deutsche Kinemathek im Auftrag der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung bewahrt, befinden sich das Drehbuch, Tagesberichte, Fotografien und Notizen zu den Dreharbeiten sowie viele andere Dokumente, die eine nahezu lückenlose Rekonstruktion der Entstehung des Films erlauben. Die Erschließung und Präsentation dieser Materialien war ein weiterer Bestandteil des Projekts.
Die gesamten Arbeitsergebnisse sind der filmwissenschaftlichen Forschung und der interessierten Öffentlichkeit auf der Webseite der Deutschen Kinemathek online zugänglich. Die kombinierte Darstellung von Bewegtbild, Text- und Bildquellen eröffnet den Internetnutzern einen individuell gestaltbaren Zugang zu den Materialien und zeigt damit neue Wege der Sicherung, Präsentation und Nutzbarmachung audiovisuellen Kulturguts auf.