Österreich in Bild und Ton war der Titel der ersten staatlich produzierten Wochenschau-Serie in Österreich. Ihre Lebensdauer (1933 bis 1938) entspricht der des austrofaschistischen Ständestaats. Unter staatlicher Kontrolle diente die Kinowochenschau nicht nur als Informationskanal, der von den aktuellen Weltereignissen berichtete, sondern auch als Propagandainstrument, das ein sorgfältig gepflegtes Bild von "Austria" vermittelte.
Über fünf Jahre hinweg entstanden knapp 500 Ausgaben, bis die österreichische Wochenschau nach dem "Anschluss" 1938 neu orientiert wurde. Heute sind noch geschätzte 70 Prozent der Serie überliefert. Im Österreichischen Filmmuseum werden 264 Ausgaben aus den Jahren 1935 und 1937 aufbewahrt – ein Bestand, den das Filmmuseum online zugänglich gemacht hat. Die Ausgabe 33a/37 vom 13. August 1937 ist typisch für die Reihe und deren Vielfalt an Themen.
Zum Beginn: ein "Who's who" der damaligen Kulturwelt, die sich in Salzburg für die Festspiele (24. Juli bis 31. August) versammelt hat. Kurz zu sehen sind unter anderem die populären Filmschauspielerinnen Marlene Dietrich und Paula Wessely, die Dirigenten Arturo Toscanini und Bruno Walter, die Opernsänger Herbert Alsen, Alfred Jerger, Henk Noort und Helge Roswaenge sowie der damalige Direktor der Wiener Staatsoper, Erwin Kerber.
Danach: Bilder vom ersten Besuch des britischen Königs Georg VI. in der nordirischen Hauptstadt Belfast am 28. Juli (wo der erst kurz zuvor gekrönte Monarch knapp einem Bombenattentat der IRA – im Film nicht sichtbar – entging).
Es folgen: eine Parade in Kairo zur Feier der Thronbesteigung des 16-jährigen ägyptischen Königs Faruq I. am 29. Juli; Einblicke in den Österreich-Pavillon (samt Schwechater-Bierzelt!) auf der am 25. Mai eröffneten Weltausstellung in Paris; Bilder vom am 7. Juli ausgebrochenen zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg.
Zum Schluss: Sportberichte über einen leichtathletischen Länderkampf zwischen Österreich und der Tschechoslowakei sowie einen "heiteren" Kuhkampf in Südwestfrankreich. Spektakuläres und Sensationelles waren immer Teil der Berichterstattung – damals wie auch heute.
Oliver Hanley
Erstmals veröffentlicht auf derStandard.at am 15.9.2015