Schenkung
Kommunistische Partei Österreichs
Die Filmsammlung der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) ist ein etwa 400 Titel umfassendes Konvolut von Filmen aus den Jahren 1935 bis 1990 in den Formaten 16mm und 35mm. Das Österreichische Filmmuseum erhielt die Sammlung im Herbst 2018 als Schenkung von der KPÖ und ist seit 2019 kontinuierlich mit ihrer Aufarbeitung befasst.Den Kern der Sammlung bilden Filme, die von der KPÖ und ihr nahestehenden Organisationen produziert wurden. Darunter fallen in erster Linie Wahlwerbefilme der Wahlgemeinschaft Österreichische Volksopposition, der Kommunisten und Linkssozialisten sowie der KPÖ aus den Jahren 1952 bis 1990. Auch Aufzeichnungen zweier Demonstrationen zum 1. Mai auf der Wiener Ringstraße oder ein Film wie Es muss ein Morgen geben der Aktion für Frieden und Abrüstung über den Ostermarsch in Wien 1963 gehören hierzu.
Darüber hinaus umfasst die Sammlung Vorführkopien politischer Dokumentarfilme, abendfüllender Spielfilme oder kurzer und mittellanger Bildungsfilme, die vornehmlich, aber nicht ausschließlich aus dem sozialistischen Ausland stammen. Einen Großteil dieser Filme machen DEFA-Produktionen der DDR und Filme aus der Sowjetunion aus, außerdem umfasst die Sammlung einzelne versprengte Filme aus Vietnam, Kuba, Frankreich, Indien, Japan, Südkorea, Ungarn, Bulgarien, Polen, Rumänien und der ČSSR.
Die Sammlung unterteilt sich also gewissermaßen in Filme, die von der KPÖ produziert wurden, und solche, die von ihr rezipiert wurden. So manifestiert sich ihre bemerkenswerte Heterogenität zum Beispiel in einem KPÖ-Werbefilm zu den Nationalratswahlen 1983, der mit gut 20 Kopien österreichweit an Kinos distribuiert wurde, neben der Kopie eines Dokumentarfilms wie The Lost Generation (Yuten Tachibana, 1982) über die Folgen der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki, die ihren Weg offenbar 1987 von der Frauenabteilung der Lehrergewerkschaft von Osaka zum Zentralen Parteiarchiv der KPÖ fand.
In ihrer Heterogenität markiert die KPÖ-Sammlung ein weites Terrain, das vielfältige Fragen birgt, etwa medienwissenschaftlicher oder soziokultureller Natur, aber auch die Geschichte der politischen Arbeit betreffend: Wie etwa stellt sich die KPÖ in ihren Eigenproduktionen über eine Zeitspanne von vier Jahrzehnten als Partei filmisch dar? Welches Bild der Stadt Wien zeichnen Filme über die Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die 1959 in Wien und damit erstmals nicht in einem sozialistischen Land stattfanden? Wie prägten die DDR-Magazine, die von der Camera DDR, der ostdeutschen Filmproduktionsgruppe für Auslandsinformation, hergestellt wurden, den Blick auf den real existierenden Sozialismus hierzulande? Wie charakterisierte der Blick durch die offizielle Linse die Diskrepanz zwischen Lebensrealität und kommunistischem Ideal? In welchem Ausmaß konnten die Dokumentarfilme von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann über den Militärputsch in Chile oder die Verbrechen des Vietnamkrieges Einfluss nehmen auf die Haltung der österreichischen Bevölkerung? In welche Kontexte und Narrative war die Vorführung solcher Filme eingebettet? (Florian Haag)
Wir danken der Kommunistischen Partei Österreichs und insbesondere Michael Graber und Dr. Manfred Mugrauer, die seitens der KPÖ die Sammlung betreut und die Schenkung an das Österreichische Filmmuseum in die Wege geleitet und begleitet haben.