Collection on Screen:
Premieren von neuen Filmkopien und digitalen Restaurierungen
5. September bis 5. Oktober 2024
Die neue Saison in unserem 60. Jubiläumsjahr eröffnen wir mit einer kleinen Auswahl von Höhepunkten unter den Neuzugängen, die unsere Sammlung im vergangenen Jahr bereichert haben. Es sind Titel, die Sie hoffentlich auch in den nächsten sechzig Jahren immer wieder in unserem »Unsichtbaren Kino« sehen werden. Die Bandbreite ist groß. Zum einen handelt es sich um brandneue 35mm-Kopien von berühmten Klassikern, die unter der Aufsicht der besten internationalen Expert*innen speziell für uns hergestellt wurden: Erich von Stroheims Foolish Wives (1922) in der neu restaurierten längeren Fassung und Věra Chytilovás Sedmikrásky (Tausendschönchen, 1966). Des Weiteren finden sich darunter gut erhaltene 35mm-Kopien von Filmschätzen, die von privaten Sammlern erworben, hinterlegt oder gespendet wurden: Robert Aldrichs Emperor of the North Pole (1973), Hou Hsiao-hsiens Ximeng rensheng (The Puppetmaster, 1993), Sergei Parajanovs Tini zabutykh predkiv (Schatten vergessener Ahnen, 1965) und Chuen Jik Sat Sau (Fulltime Killer, 2001) von Johnnie To und Wai Ka-Fai.
Schließlich präsentieren wir auch noch eine Auswahl neuer digitaler Restaurierungen: Michael Hanekes Zweiteiler Lemminge (1979) sowie seine Ingeborg-Bachmann-Verfilmung Drei Wege zum See (1976) und die einzigartige Komödie Der Einzug des Rokoko ins Inselreich der Huzzis (1989) von Andreas Karner, Mara Mattuschka und Hans Werner Poschauko.
Wir sammeln mit wachsender Leidenschaft, und Sie werden in den kommenden Monaten noch mehr sehen. Gleichzeitig soll dieser Querschnitt auch noch einmal in Erinnerung rufen, wie sich das Wesen von Filmsammlungen in Cinémathèquen über die Dekaden gewandelt hat. Die frühen Sammlungen, die Grundlage für die ersten Filmmuseen, Archive und Kinematheken der Welt wurden, waren zumeist Ausdruck persönlicher Leidenschaften der Männer und Frauen, die diese Einrichtungen gründeten oder sie leiteten. So schwärmten Henri Langlois von der Cinémathèque française und James Card vom George Eastman Museum beide für Louise Brooks. Daher gehörten die Filme mit dieser Schauspielerin – inszeniert von Größen wie Howard Hawks, William A. Wellman oder G.W. Pabst – zu den ersten, die heiliggesprochen, gesammelt und konserviert wurden. Iris Barry, die erste Leiterin der Filmabteilung des MoMA, hatte einen deutlich anspruchsvolleren Zugang: Sie bewunderte das Kino für sein Potenzial als Kunstform und sammelte zunächst Werke von D.W. Griffith, Charlie Chaplin oder Sergei Eisenstein.
Später, als die Nationalstaaten begannen, das Kino als kulturelles Erbe anzuerkennen und Mechanismen wie die verpflichtende Hinterlegung (der Kopien von einheimischen Produktionen, Kinofilmen usw.) eingeführt wurden, überlagerte ein vielfältiger Zustrom an Filmen die kuratorischen Vorlieben. Weltweit wurden die Filmsammlungen immer größer, bis die fast vollständige Umstellung der Filmproduktion und -distribution auf digitale Medien die Filmarchivlandschaft im 21. Jahrhundert radikal veränderte.
Heute weigern sich gemeinnützige Filmarchive zu Recht, digitale Filme, die als sogenannte DCPs (Digital Cinema Packages) mit elektronischer Verschlüsselung in die Kinos kommen, zu sammeln, sodass zeitgenössische, digital entstandene Studioproduktionen nicht mehr durch jenes internationale Netzwerk von Filmarchiven bewahrt werden, durch welches einst das frühe Filmerbe vor der Nachlässigkeit jener Studios geschützt werden konnte. Die Beschaffung einer neuen Kopie eines analog entstandenen Werks zur Bereicherung der eigenen Filmsammlung war früher ein logistisch ähnliches Unterfangen wie das Ausleihen einer Filmkopie, wenn auch ein wenig teurer. Heute, wo es weltweit nur noch ein paar Dutzend funktionierende Filmlabors gibt, ist die Herstellung einer neuen Kopie ein Ereignis, das fast so selten ist wie eine Mondfinsternis.
Filmarchive auf der ganzen Welt, so auch das Österreichische Filmmuseum, erweitern dennoch ihre Sammlungen mit verschiedenen Mitteln und mit einem geschärften Bewusstsein dafür, wie wichtig – und einzigartig – jede Filmkopie heute ist. Wir laden Sie ein, sich an einer neuen Auswahl davon zu erfreuen. (Jurij Meden)
Einführungen von Christoph Huber, Jurij Meden und Andrea Pollach zu ausgewählten Filmen
Klavierbegleitung von Elaine Loebenstein zu Foolish Wives am 5. und 29. September 2024
Die neue Saison in unserem 60. Jubiläumsjahr eröffnen wir mit einer kleinen Auswahl von Höhepunkten unter den Neuzugängen, die unsere Sammlung im vergangenen Jahr bereichert haben. Es sind Titel, die Sie hoffentlich auch in den nächsten sechzig Jahren immer wieder in unserem »Unsichtbaren Kino« sehen werden. Die Bandbreite ist groß. Zum einen handelt es sich um brandneue 35mm-Kopien von berühmten Klassikern, die unter der Aufsicht der besten internationalen Expert*innen speziell für uns hergestellt wurden: Erich von Stroheims Foolish Wives (1922) in der neu restaurierten längeren Fassung und Věra Chytilovás Sedmikrásky (Tausendschönchen, 1966). Des Weiteren finden sich darunter gut erhaltene 35mm-Kopien von Filmschätzen, die von privaten Sammlern erworben, hinterlegt oder gespendet wurden: Robert Aldrichs Emperor of the North Pole (1973), Hou Hsiao-hsiens Ximeng rensheng (The Puppetmaster, 1993), Sergei Parajanovs Tini zabutykh predkiv (Schatten vergessener Ahnen, 1965) und Chuen Jik Sat Sau (Fulltime Killer, 2001) von Johnnie To und Wai Ka-Fai.
Schließlich präsentieren wir auch noch eine Auswahl neuer digitaler Restaurierungen: Michael Hanekes Zweiteiler Lemminge (1979) sowie seine Ingeborg-Bachmann-Verfilmung Drei Wege zum See (1976) und die einzigartige Komödie Der Einzug des Rokoko ins Inselreich der Huzzis (1989) von Andreas Karner, Mara Mattuschka und Hans Werner Poschauko.
Wir sammeln mit wachsender Leidenschaft, und Sie werden in den kommenden Monaten noch mehr sehen. Gleichzeitig soll dieser Querschnitt auch noch einmal in Erinnerung rufen, wie sich das Wesen von Filmsammlungen in Cinémathèquen über die Dekaden gewandelt hat. Die frühen Sammlungen, die Grundlage für die ersten Filmmuseen, Archive und Kinematheken der Welt wurden, waren zumeist Ausdruck persönlicher Leidenschaften der Männer und Frauen, die diese Einrichtungen gründeten oder sie leiteten. So schwärmten Henri Langlois von der Cinémathèque française und James Card vom George Eastman Museum beide für Louise Brooks. Daher gehörten die Filme mit dieser Schauspielerin – inszeniert von Größen wie Howard Hawks, William A. Wellman oder G.W. Pabst – zu den ersten, die heiliggesprochen, gesammelt und konserviert wurden. Iris Barry, die erste Leiterin der Filmabteilung des MoMA, hatte einen deutlich anspruchsvolleren Zugang: Sie bewunderte das Kino für sein Potenzial als Kunstform und sammelte zunächst Werke von D.W. Griffith, Charlie Chaplin oder Sergei Eisenstein.
Später, als die Nationalstaaten begannen, das Kino als kulturelles Erbe anzuerkennen und Mechanismen wie die verpflichtende Hinterlegung (der Kopien von einheimischen Produktionen, Kinofilmen usw.) eingeführt wurden, überlagerte ein vielfältiger Zustrom an Filmen die kuratorischen Vorlieben. Weltweit wurden die Filmsammlungen immer größer, bis die fast vollständige Umstellung der Filmproduktion und -distribution auf digitale Medien die Filmarchivlandschaft im 21. Jahrhundert radikal veränderte.
Heute weigern sich gemeinnützige Filmarchive zu Recht, digitale Filme, die als sogenannte DCPs (Digital Cinema Packages) mit elektronischer Verschlüsselung in die Kinos kommen, zu sammeln, sodass zeitgenössische, digital entstandene Studioproduktionen nicht mehr durch jenes internationale Netzwerk von Filmarchiven bewahrt werden, durch welches einst das frühe Filmerbe vor der Nachlässigkeit jener Studios geschützt werden konnte. Die Beschaffung einer neuen Kopie eines analog entstandenen Werks zur Bereicherung der eigenen Filmsammlung war früher ein logistisch ähnliches Unterfangen wie das Ausleihen einer Filmkopie, wenn auch ein wenig teurer. Heute, wo es weltweit nur noch ein paar Dutzend funktionierende Filmlabors gibt, ist die Herstellung einer neuen Kopie ein Ereignis, das fast so selten ist wie eine Mondfinsternis.
Filmarchive auf der ganzen Welt, so auch das Österreichische Filmmuseum, erweitern dennoch ihre Sammlungen mit verschiedenen Mitteln und mit einem geschärften Bewusstsein dafür, wie wichtig – und einzigartig – jede Filmkopie heute ist. Wir laden Sie ein, sich an einer neuen Auswahl davon zu erfreuen. (Jurij Meden)
Einführungen von Christoph Huber, Jurij Meden und Andrea Pollach zu ausgewählten Filmen
Klavierbegleitung von Elaine Loebenstein zu Foolish Wives am 5. und 29. September 2024
Zusätzliche Materialien
Programm Michael Haneke - März / April 2022
Programm Hou Hsiao-hsien - Mai / Juni 2014
Link Mitwirkende
Link Filmsammlung
Link Filmkonservierung
Link Sammlung Michael Haneke
Link Die Richard Koszarski – Erich von Stroheim Collection
Regelmäßiges Programm Collection on Screen
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Link Sammlung Michael Haneke
Link Die Richard Koszarski – Erich von Stroheim Collection
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