Wien im Frühling 1960. Oder erst 1965? Die Stadt meiner Träume gibt uns keine hundertprozentig verlässlichen Informationen zum Entstehungsjahr. Auch die Autos, die augenscheinlich das Regiment in der Stadt übernommen haben, sind zu lange im Dienst, um als sicheres Datierungselement zu dienen. Um die chronische Zeit scheint es dem ambitionierten Amateurfilmer, der sich im Vorspann mit "Home Film" und "hs"-Produktion tarnt, auch nicht zu tun zu sein.
Seine beiden als italienische Touristinnen auftretenden Hauptpersonen führen uns durch ein "zeitloses" Wien, durch die im Stadtmythos verankerte harmonische Verbindung von barocken Prachtbauten, bürgerlichen Parkanlagen und geschmackvoller Konsumkultur; abgesichert durch Referenz auf den Walzer-Arrangeur Andre Kostelanetz, Pionier des "easy listening", und kokettierend mit Willy Forsts letztem Film, der Liebeskomödie Wien, du Stadt meiner Träume aus 1957.
Auf uns heute kommt die Zeit dennoch zu – im unverwechselbaren Farbenrausch des epochalen Super-8-Formats, im (kriegsversehrten?) Straßenkehrer, der sich hinter einem Obststand am Neuen Markt ins Bild stiehlt. Und in einem nicht mehr öffentlich zugänglichen Wien-Panorama-Standort (ab Minute 3:56), der hier nicht verraten wird.
Siegfried Mattl (1954–2015)
Erstmals veröffentlicht auf derStandard.at am 3.3.2014
Details zu den Schauplätzen und allgemeine Informationen zum Film auf stadtfilm-wien.at