Stadtfilme

Wien, 1945: Die KPÖ in Bildern

 
Wien 1945. Ein Mai in Schutt und Asche. Eine hohe Zeit für Statistiker: 41 Prozent des Hausbestandes teils oder gänzlich zerstört, 850.000 Kubikmeter Schutt in den Straßen, an Fahrbahnen und Gehsteigen 1.877.968 Quadratmeter Totalzerstörung. Die Beseitigung der Kriegsschäden wurde zur Bewährungsprobe des Neuen Wien, und SPÖ, ÖVP und KPÖ, die drei Parteien der postfaschistischen Ära, wetteiferten um den politischen Mehrwert, den eine gute Administration des Wiederaufbaus bringen konnte. "Die KPÖ in Bildern", vermutlich hergestellt von einer parteieigenen "Filmstelle", hält den Appell bei Propaganda-Aktionen fest: "Wir Kommunisten schaufeln Wien und Österreich frei von Schutt und Faschismus!" Das hieß auch: die Kommunisten gaben ihre Fundamentalopposition auf und wollten sich als Patrioten in die bürgerliche Demokratie integrieren.

Gedreht auf 16 Millimeter hält das Zeitdokument unterschiedliche und unverbundene Szenen fest: Von ersten Kriegsheimkehrer-Transporten bis zur Weihnachts-Kinderjause mit sowjetischen Offizieren als Gästen. Der Titel ist offensichtlich eine archivarische Verlegenheitslösung für einen nicht vollendeten Kompilationsfilm, öffnet aber die Aufmerksamkeit für Details: An den Schaufeln sieht man weniger das männliche Personal der KPÖ, sondern entschlossene Frauen - Trümmerfrauen, die, wie wir wissen, trotz gleicher Arbeit weniger Lebensmittelmarken und kleinere Zigaretten-Rationen zugesprochen bekamen. Und: Hier wird nicht der Stephansplatz, sondern das proletarische Favoriten, sonst (leider) ein filmischer Nicht-Ort, zum Herzen der Stadt.

Siegfried Mattl (1954–2015)

Erstmals veröffentlicht auf derStandard.at am 26.5.2014

Details zu den Schauplätzen und allgemeine Informationen zum Film auf stadtfilm-wien.at


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