Ein Filmamateur beschließt, weder Menschen noch Landschaften oder Ereignisse des urbanen Lebens zu filmen, sondern Werbeslogans, Plakate, Schilder und Inserate.
Dem Haupttitel Achtung Kamera! folgt der schlichte Untertitel "Arbeitsfilm", danach werden weitere Sätze, die ästhetische Aussagen über das Werk sein könnten, eingeblendet: "Die Kamera war scharf geladen", "Klein, aber oho!" und "Mit frischem Schwung". Mit den Worten "Im Blickpunkt: Mitteilung", "Die lokale Welle" und "Hereinspaziert
" wendet sich der Filmamateur direkt an den Zuschauer, um abschließend das Thema der Aufnahme zu präzisieren: Es geht um Wien.
Auf Grafiken mit der Silhouette des Stephansdoms oder sanfte Pastellzeichnungen der Wien umgebenden Berge montiert der Amateurfilmer geklebte Werbeslogans in schnellen Schnitten: "Wiener G'schichten" steht vor "Treffpunkt Wien" und wird gefolgt von "Wiener Spaziergänge", "G'schichten aus dem Wienerwald", "Wien ist
anders", "Donauraum Wien", "Kulturausflüge rund um Wien", "Wien. Impressionen einer Traumstadt".
Der ironische Tonfall der Gegenüberstellung typischer Wiener Wahrzeichen (zum Beispiel "Das Ende des Wiener Schnitzels") ist evident. Der Filmamateur scheut aber auch die Selbstironie nicht und bezeichnet sein Werk als "Flohmarkt Fundgrube" – nicht ohne dabei die Philosophie aller Filmamateure zu unterstreichen: "Augen auf!"
Paolo Caneppele
Erstmals veröffentlicht auf derStandard.at am 13.10.2014
Dieser Film war der perfekte Auftakt für den Wiener Home Movie Day, der vom Österreichischen Filmmuseum, der Österreichischen Mediathek und dem Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft am 18. Oktober 2014 organisiert wurde.
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